Ein Schlachtbrief

Der Raum, der mir auf der Seite des Senats bereitgestellt wird, um einen Vorschlag für etwas zu machen, das mir am Herzen liegt, ist zu klein für mein Sendungsbedürfnis.
Deswegen wähle ich MEINE Plattform.

Sehr geehrte Herren und Damen Raum- und StadtplanerInnen,
sehr geehrter Herr Müller!

Ich begrüße es sehr, dass Sie sich unsere Köpfe zerbrechen, wie man das
Verkehrskuddlmuddl um den Winterfeldt- bis zum Nollendorfplatz bereinigen könnte.
Denn wir Bürger sind nun wirklich aufgefordert Eingaben an den Verkehrssenat zu senden, um uns an der Umsetzung für die Einrichtung einer „Begenungszone aller Verkehrsteilnehmer“ teilhaben zu lassen?!

Es gilt vorab, dass das Verkehrsmittel Fahrrad generell Vorfahrt vor dem Kfz haben muss.
Dieses hat wiederum auf Fußgänger in der Mischungszone zu achten und muss diese gewähren lassen. Ich hoffe, dass dies klappen wird. Bleibt abzuwarten.
Dieses Statement, diese Forderung für die Zone wird Ihnen nicht schmecken, oder?

Nun, geehrter Verkehrssenator, wie wär’s Mal radikal, ohne die senatsseitige Mentalität,
des einen Schritt vor, zwei zurück??

Natürlich wird es auch noch zusätzlich eine Radspur geben müssen, auf der der Zweiradler zügig und OHNE Wildwestparker, -entleerer, -taxis und ohne Fußgänger voran kommen kann. Der erste Vorteil, sich für das Rad zu entscheiden, bestünde dann in einem legalisierten Zeitvorteil, der das Auto auf kurze Strecken unattraktiv machte. (Was es in meinen Augen ohnehin ist, abgesehen von den Emissionen)

Es ist wichtig, wenn Sie es tatsächlich ernst meinen, und Sie Berlin in eine grüne Zukunft heben möchten (oder doch lieber den Kneipen an der Maaßen noch ein bisschen mehr Raum zur Verfügung stellen??), dass der Radfahrer ernsthaft gefördert wird, ja wirklich davon profitiert, zu radeln.

Von den Vorteilen, die er Ihnen (Senat), der Stadt und allen Beteiligten bringt, hat er bislang am Wenigsten! Das Auto muss sich also zukünftig hinter dem Rad einordnen!

Also muss die Begegnungsstätte derart gestalten werden,
dass dort ein Schild (mit Sanktionierungslizens für kfzliche Falschfahrer und -parker!) steht:
FUSSGÄNGER UND RADFAHRER HABEN VORRANG!

And by the way: überlegen Sie sich doch mal eine Abschaffung der illegalen Rennen auf der Bülowstraße zwischen Nollendorfplatz und Potsdamer Str. (und zurück)!
Zudem sollte der Polizeipräsident endlich zu einem Instrument werden, den Radler nicht zu strafen, sondern zu loben.

Dafür aber geht de Kfz-ler, der allein 1500 Kilogramm Blech emissionsREICH in der Stadt herumfährt, über Rot rast, währenddessen mit dem Telefon hantiert, im Halteverbot und auf Radwegen steht oder parkt, straffrei aus!
Ja Herr Müller, blitzen Sie ruhig Mal in der Bülowstraße. Oder lassen sie es tun, aber tun sie es.
Da wird der ein oder andere Zuhälter doch kräftig die Eisen seines AMG 6,3L bedienen!

Gemeinhin wird das Verhalten der Radler als falsch bezeichnet! Aber, nicht der Radfahrer, der über Rot fährt ist schuld, sondern der Autofahrer, der den Radler als Verkehrsteilnehmer vierter Klasse betrachtet.
Der mündige Radfahrer ist sich seiner Existenz und deren Schwäche sehr wohl bewusst, denn
Rad- und Autofahrer werden NIEMALS als gleichberechtigt erachtet werden können, allein weil 1400kg zwischen ihren spezifischen Massen liegen.
Und genau deshalb muss man die Rechte des massereichen Verkehrsteilnehmers beschneiden!

Sie tun es, weil sie es können. Weil die einzige Gefahr, die von ihnen, den Radlern, ausgeht, ihre eigene Gefährdung ist. Weil das System der Ampel anachronistisch ist, weil es Lebenszeit kostet und weil Radler, im Gegensatz zum gemeinen Autofahrer mündiger sein müssen, um ihre verletzliche Position ständig abzugleichen.

Herr Müller, erst seit es unschicklich und zudem mit Strafe verbunden ist, Radfahrer zu überfahren, tun es die Kfz-ler nicht mehr. Ansonsten wäre die Stadt Jagdgebiet
Die meisten der 15 Fälle des letzten Jahres, gehen auf die ungewöhnlich hohe Unaufmerksamkeit der tödlich erlegten Radler-Kollegen. Man darf sich nicht neben ein Groß-Kfz stellen, das rechts abbiegen wird.

Sie erinnern sich nicht, aber wir hatten bereits das Vergnügen an jenem schicksalhaften Abend, als die Morgenpost in die benzinduftgeschwängerte Örtlichkeit der Classic Car Remise einlud.

Ein billiger Schachzug übrigens, weil Sie und Ihre Organisatoren wussten, wie süß und leicht sich das Herz des schwachen Menschen vom Anblick und Duft eines heroischen Autos einlullen lässt, damit Sie ihr Placebo-Konzept einer Verkehrsreform durch eine völlig abstrakte, autophile Pilotprojektierung vorstellen konnten.
Bei so vielen so tollen Autos würden doch die meisten das Auto bevorzugen wollen.
Ha, das war Ihr Wunschdenken. Sie nahmen mich nicht ernst an jenem Abend.
Das haben Sie jetzt davon!

Ich fordere Sie auf, einen, zwei, drei, viele Vorteile gegenüber der Umweltschleuder Auto/ SUV für das Rad heraus zu arbeiten. Denn erstens würden die Menschen (auch Autofahrer können das sein!!), begreifen, dass auf einmal politischer Wille dahinter steckt und zweitens würde der Respekt für den Radler gegenüber der Tat, die er an der Umwelt und Lebensqualität in der Stadt verübt, in die Höhe schnellen.

Aber solange das nicht ist, machen Radler das, was sie tun. In Ihren Augen und denen des Polizeipräsidenten/ StVO leider illegal. Doch sie machen es:
Den Vorteil mitnehmen und die Nachteile umfahren.

Aber der Senat ist seit 1955, als es hieß: Freie Fahrt für Freie Bürger,
keinen Gedankensprung weiter gekommen und lässt mit Vorliebe den schwachen Radler zahlen!

Eine Frage zum Abschluss:
Weshalb subventioniert die Regierung Steuerbeiträge bei emissionsarmen Kfz,
aber denjenigen, der ein Rad für seine Wege nutzt, nicht?