Abi-Treffen des inzwischen gut abgehangenen 90er Jahrgangs des CBGs (Carl Benz Gymnasiums)

Mir stellen sich zu Anfang für meinen Wiedereinstieg in die Blog-Kultur gleich zweierlei Fragen:

  1. Soll ich ehrlich über das berichten, was ich am 4./5.7.2015 erlebt habe, voller Trotz und ungeschöntem Rotz über die Falschheit und Untreue zu Euch selbst oder voller erfüllter Liebe und Anerkennung, dass Ihr es seid, mit denen ich das Abitur machen durfte?
  2. Aber, was viel schwieriger werden wird, wie soll ich nur das eine oder gar das andere hinbekommen, wenn mir einige Minuten – oder vielleicht Stunden – meiner Zeit genommen wurden?

Es muss an dem Sauerstoff gelegen haben, der mich auf dem Fahrrad in erhöhter Geschwindigkeit außer Erinnerungskraft setzte.

Doch will ich einigermaßen chronologisch vorgehen:

Unsere Organisatoren hatten sich vor Monaten schon den heißesten Tag des bisherigen Jahres 2015 ausgesucht, wofür ich ihnen, vielleicht nicht im Namen aller, mein herzliches Dankeschön aussprechen möchte. Mir hatte die Hitze lediglich hinsichtlich der Wirkung des Ethanols etwas zugesetzt; doch doch, ich habe mich rundum wohlgefühlt.

Weil ich mich in Köln, wo ich jetzt auch wohne, wesentlich zu früh auf die heiße Autobahn begeben habe, kam ich natürlich ebenfalls zu früh in Ladenburg an. Dies brachte mich auf den Plan, Axel zu besuchen, der bestimmt schon bei seinen Eltern sein musste!
Natürlich war dies so. Er war bereits seit Freitag bei seinen Eltern und ich platzte voll in den Geburtstag der Mama. Was mich ob des missenden Blumenstrauß‘ natürlich peinlich berührte.

Doch wie das so ist, die Eltern von Schulfreunden sind stets auch immer ein wenig Eltern von eben Schulfreunden. Also so ein bisschen wie Carsharing. Eben nur mit Eltern und ohne Gebührenentrichtung.
Die Freude des Wiedersehens war auf beiden Seiten sehr groß und mir wurde, entsprechend der althergebrachten Tradition der unbedingten Gastfreundschaft, ein Schlafquartier angeboten.

Nein nein, ich möchte Euch auf keinen Fall Umstände bereiten.
Ich mach das jetzt mal und dann kannst Du immer noch entscheiden, ob Du es in Anspruch nehmen möchtest.

Kurze Vorwegnahme auf das Ende: Als ich erwachte, wusste ich für einen ganz kleinen Moment nicht, wo ich war, um sodann zu erkennen, dass ich das Angebot wohl unbewusst angenommen hatte.

Die Freude des Wiederkennens im Schützenhaus war besonders gergreifend. Wirklich großes HALLO! Verändert haben wir uns. Ja, aber erkennen konnte ich uns alle. Namen sind sowieso nur Schall und Rauch.

Zur Begrüßung rauschte es eifrig Umarmungen, Küsschen und ja, der gute alte Freund Alkohol begann recht schnell zu rinnen. Erst in Salen dann in Strömen; hinab, die Kehlen!
Zumindest in meine.

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Wenn ich die Zeit, die mir bewusst bleibt, in Gedanken zurück blicke, dann habe ich mich viel zu wenig unterhalten. Doch doch, die Taktfrequenz der Gesprächseinheiten mit meinen KameradInnen war hoch, doch eben in Erinnerung zu wenig. Vermutlich weil wir so viele waren?

Genaue Übersicht werden wir bestimmt noch erhalten von unseren GOs (GroßOrganisatoren), die bestimmt noch einige Statistiken nachliefern können werden.

Auch war die Klassenfahrt nach Tübingen Thema, als wir von Lehrkräften verlassen, den Herbergsvater zum Kochen brachten.

Nach 25 Jahren ist die Erinnerung schwieriger und es verschwimmt so manche mit manch anderer. Das Abi-Skifahren in Meransen (ich dachte, das wäre Sölden gewesen) hätte ich z.B. mit durchaus anderen KameradInnen besetzt als tatsächlich dabei waren.

Aber was soll’s. Die Zeit/en war/en sehr schön. Übrigens war dieses Drittel meiner Schulzeit, von der 10ten bis zur 13ten Klasse, mit Euch am CBG die schönste, dollste und beste, die ich hatte. Und ich war ja bekanntlich zuvor in Bayern und davor in Hessen.

Nun, dies mag nicht besonders schwer sein und liegt auch nicht hauptsächlich an Euch, bildet Euch doch bitte nichts ein, denn schließlich war dies die Oberstufe; man wird erwachsen, selbstbestimmt und prägt seine Persönlichkeit. Also ist es ganz normal, dass dieser Abschnitt der Schule der prägendste und erfahrungsreichste sein muss.

Und doch, Ihr könnt Euch was drauf einbilden, denn ich halte die soziale Matrix, in der man seine Persönlichkeit entwickelt, für entscheidend. Mindestens so sehr, wie die Auswahl der Eltern, was aber weiterhin schwierig bleiben wird. Und so gesehen, habt Ihr alle alles gegeben, damit ich mich wohlfühlte. Wenn’s Euch auch so ging, toll, wenn nicht – schade!

Nun, der Ernst des Lebens nach der Studienzeit (die war bei mir nicht immer ganz toll!), hielt einige harte und unschöne Entwicklungen für mich in jeglicher Hinsicht bereit und daher war auch ich, wie es vielleicht ein paar andere von uns immer noch sind, drauf und dran, die ein oder andere Einladung zu unseren Fünfjahres-Treffen abzusagen.

Ich habe es nicht über mich gebracht, nicht zu kommen, obwohl mir bewusst war, es könnte hart werden, wenn der Karriere-Wahn zum Vergleich käme. Ein einziges Mal war dies berechtigt. Ich glaube, das Zehnjährige war ein solches Treffen. Hier kommt mir im Nachhinein immer noch der gesamte ungeschminkte Erinnerungs-Rotz über die stolz geschwellten Angaben des Erreichten „Mein Haus, meine Yacht, meine LiebhaberInnen“ manch Einzelner in den Sinn.

Oder lag es nur an meinem Unvermögen, diese „Gute Stellung“ eben nicht eingenommen zu haben?

Jetzt an unserem 25sten hatte ich ein Gespräch über das Erreichen des Glücks, über Zufriedenheit mit dem, was man hat. Hat man das erreicht, was man wollte, wenn ja, super, wenn nicht, bedeutet der Zustand, in dem ich mich befinde für mich dennoch Zufriedenheit? Oder was muss ich tun, um diesen Zustand dann endlich zu erreichen? Brauche ich einen neuen Q7, um glücklich zu sein? Wenn nicht, toll, denn ich persönlich mag diesen Wagen überhaupt nicht.

Aber, dies ist natürlich Geschmackssache! Doch warum reden wir darüber? Damit man sich selbst vergewissern kann, dem gesellschaftlichen Druck des adäquaten Verhaltens innerhalb der erworbenen Leistungsträgerschaft nicht gerecht werden zu müssen, obwohl man sich eben genau dieser Erwartung nicht zu entziehen vermag, weil man durch seine soziokulturelle Entwicklung genauso geprägt wurde, dies zu verspüren? Hoffentlich versteht das meine Bildungsbürgergemeinde?

Wie dem auch sei, das Gehabe um diese „Vergleiche“, ist glücklicherweise spätestens seit dem dritten Treffen abhanden gekommen und wir haben nunmehr wieder richtisch Spaß!

An diesem so wunderbar heißen Tag, habe ich zur Feier der Nacht nur Hefeweizen zu mir genommen, einen Hugo mit Moni gekippt und dann ist mir irgendwann das Erinnerungslicht erloschen.

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Irgendwann muss mir die Musik eingefallen sein und ich wollte unbedingt Berliner Elektro-Mukke auflegen, dabei ist mir meine Telefonhülle (der moderne Mann hat seine Musik immer auf dem Telefon!!) und das darin befindliche Geld, mein Notgroschen von 30 Euro (immerhin die Hälfte von dem, was die Griechen vielleicht ab 7.7. wieder abheben dürfen!), ist hinter die Anlage von Hai-Jo gefallen, in die allerletzte Ecke.

Das stellte für mich ein erhebliches Problem dar.

Ich zog tatsächlich in Erwägung, dies entweder als Tipp für Hai-Jo oder die Putzmenschen liegen zu lassen. Doch natürlich trieb mich die Herausforderung um: ‚Wie könnte ich in diese Ecke gelangen, um das Geld und die Handyhülle wieder zu bekommen?‘

„Hai-Jo, ich hab das Geld erreicht, aufgenommen und ordentlich in mein Portemonnaie verschwinden lassen, ohne über die Anlage zu fallen oder etwas kaputt zu treten;
nur nicht mehr gewusst, dass ich es geschafft hatte“.

Zu was der Mensch so fähig ist?

Ich glaube auch im Nachhinein, dass die Weizenkonsumation keine wirklich gute Idee war, denn ich trinke nie Weizen. Aber da dieses Bier obergärig gebraut ist und ich inzwischen dem Kölsch sehr verbunden bin, was ebenfalls obergärig gebraut wird, habe ich Rückschlüsse gebildet, die vielleicht nicht klug waren. Obergärig sei bekömmlicher, heißt es. Schließlich wurde Kölsch früher als Medizin zum Spülen von Nierensteinen angewendet.

Aber im Weizen sind leider mehr Anteile an höherwertigen Alkoholen, also Propanol und Butanol, bis Pentanol und möglicherweise Hexanol. Also C3 bis C5, vielleicht bis C6. Sogenannte Fuselalkohole. Ethanol, C2; verursacht auch schon Kopfweh….

Dementsprechend habe ich mich kurz gefühlt, als ich gegen zehn Uhr in Axels Elternhaus erwachte. Aber nur kurz, denn ich bin ja auf anderer Linie schlauer geworden. Ich habe zum vierten Mal das Rauchen aufgegeben und dementsprechend ‚gelinde‘ war mein Kater!

Die Heimfahrt noh Kölle, bin ich dann vermutlich noch mit Restalkohol angetreten…
PS: Wenn irgendjemand noch ein paar Dinge bis zu unserer Abfahrt weiß, dann immer raus damit!!

Alles Gute und bis bald!

Christian